07.05.2020 Mai 2020 „Garching ist gut aufgestellt und sollte an sinnvollen Projekten festhalten“ Interview mit Bürgermeister Dietmar Gruchmann über seine zweite Amtszeit Er hat es geschafft. Dietmar Gruchmann wurde 2014 Bürgermeister und bleibt nun Rathauschef bis 2026. Das nahm der Stadtspiegel zum Anlass für das große Interview über die zweite Amtszeit. Unser traditionelles Bürgermeister-Gespräch zum Jahresanfang kommt diesmal also mit Verspätung, weil der Stadtspiegel-Verlag in der heißen Phase des Wahl-kampfes neutral bleiben wollte. Herr Gruchmann, vor sechs Jahren warteten Sie voller Vorfreude auf Ihre ersten Amtshandlungen. Nun wissen Sie, was Sie erwartet. Was hat sich da geändert? Gruchmann: „Ich wäre froh, wenn ich jetzt das normale Tagesgeschäft hätte. Im Moment bestimmt Corona den Alltag. Das hält mich leider von vielen Alltagsentscheidungen ab.“ Aber Sie haben in den vergangenen sechs Jahren auch schon gelernt, dass das Amt des Bürgermeisters nicht jeden Tag vergnügungssteuerpflichtig ist. Gruchmann: „Das stimmt. Der angedachte Terminkalender für den Tag wird eher selten so ein-gehalten. Da funken immer wie-der Aktualitäten dazwischen, aber das ist auch das Schöne und Abwechslungsreiche an dem Amt: Ich kann etwas bewegen und vieles macht auch Freude.“ Mit welcher Freude gehen Sie nun die nächsten sechs Jahre an? Gruchmann: „Es freut mich, dass ich nun viele angestoßene und begonnene Projekte ab-schließen kann. Ich denke da nur an die Never Ending Story Kommunikationszone. Da zeichnet sich jetzt aber ab, dass alle Beteiligten einverstanden sind und bald die Bagger fahren werden. Fast alle beteiligten Investoren befürworten jetzt die flächendeckende Versorgung mit der Geothermie, was für unsere Umweltbilanz sehr positiv ist und wodurch die EWG noch wirtschaftlichere Technik einsetzen kann. Wir hoffen auch, dass bei den Bayernwerken der schon lange versprochene Rückbau des Umspannwerkes heuer noch umgesetzt wird.“ Woran hakt das? Gruchmann: „Ich weiß es auch nicht so ganz. Das ist ein großes Unternehmen und da können Entscheidungen manchmal länger dauern.“ Wie sieht die Kommunikationszone in fünfeinhalb Jahren vor dem nächsten Wahlkampf aus? Gruchmann: „Da sollte die Grundschule Nord schon stehen und von Kindern bevölkert sein. Das Projekt müssen wir noch vor der Sommerpause auf den Weg bringen. Der erste Bauabschnitt soll 2021 starten.“ Stichwort Schule: Das Gymnasium war einst ein Zweckverband mit Ismaning und Unterföhring. Jetzt gehört es Garching alleine. Ist das ein Risiko für die Stadt? Gruchmann: „Das Gymnasium mit Schülern zu füllen, ist über-haupt kein Problem. Die Hälfte der Schüler sind jetzt schon Garchinger. Um es nach dem Abgang der verbliebenen Ismaninger und Unterföhringer Jahrgänge voll zu bekommen, müssen wir es nur etwas mehr nach München öffnen. Man kann aber davon ausgehen, dass die Übertritte der Garchinger Schüler ins Gymnasium weiter steigen werden. Außerdem könnten sich gerade jetzt zu Corona-Zeiten die Klassenstärken verändern, um Sicherheitsabstände einhalten zu können. Da ist Raum innerhalb des Schulgebäudes nicht verkehrt.“ Aber Raum kostet Geld und das muss sich die Stadt Garching leisten können. Gruchmann: „Das ist ja jetzt eine neue Schule, in der erst einmal nicht mehr große Investitionen notwendig sind. Den laufenden Betrieb kann die Stadt schon schultern. Nur sollte das Darlehen die nächsten fünf Jahre zurückbezahlt werden.“ Sie meinen die 20 Millionen der Gemeinde Unterföhring? Gruchmann: „Genau. Eigentlich wollten wir das recht zügig abbezahlen, aber jetzt müssen wir diesen Sommer abwarten. Wir haben ja auch schon einige Steuer-Einnahmeausfälle angezeigt bekommen.“ Macht Ihnen finanziell die aktuelle Situation Sorgen? Gruchmann: „Das ist sicherlich eine Herausforderung, aber keine existenzielle Sorge, denn Garching ist sehr gut aufgestellt. Auch wenn die Global Players erst einmal vorsichtig sind, denke ich doch, das wird im kommenden Jahr wieder kompensiert. Ein Erfahrungswert der letzten Krisen ist ein Einnahmeneinbruch um die 25 Prozent. Aber die Staatsregierung hat auch angekündigt, dass man Kreditaufnahmen großzügiger genehmigen wird. Wir müssen nicht alles auf Null herunter- fahren. Bürgermeisterkollegen haben schon mit Haushaltssperren reagiert. Das mache ich nicht. Vielmehr ist die öffentliche Hand in meinen Augen gerade dann gefordert, wenn es der Privatwirtschaft schlecht geht.“ Finanziell hat sich Garching die letzten Jahre gut entwickelt. Gruchmann: „Das war wirklich erfreulich. Auch die Ansiedlung der Deutschen Pfandbriefbank im Business Campus zeigt positive Tendenzen.“ Auf Dauer sollten die Einnahmen also weiter steigen? Gruchmann: „Ja. Im letzten halben Jahr haben wir die Ansiedlung von Unternehmen wie SAP oder Siemens am Forschungscampus möglich gemacht.“ Zahlen solche Unternehmen für ihre Niederlassungen in Garching denn Gewerbesteuer? Gruchmann: „Prognostiziert war das. Siemens beispielsweise möchte noch andere Bereiche hierher holen. Wir sollten positiv in die Zukunft schauen, denn Garching ist mit seinem breiten Branchenmix gut aufgestellt und sollte an sinnvollen Projekten festhalten. Ich denke da an den Ausbau der Ganztagesbetreuung an der Grundschule West. Derzeit wird spekuliert, dass die Staatsregierung die Ganztagsschule ab 2025 verpflichtend einführt. Wir sollten daher auch hier vorausschauend handeln.“ Die Feuerwehr hat auch lange genug auf den Neubau gewartet. Gruchmann: „Es bleibt dabei, dass wir das Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen 2023 im neuen Gebäude feiern wollen. Natürlich schauen wir noch einmal über die Planung drüber, ob manche Extrawünsche sofort umgesetzt werden müssen. Dieses Jahr soll aber der Spatenstich erfolgen.“ Ist damit der finanzielle Spielraum dahin und sind weitere Projekte nicht möglich? Gruchmann: „Vielleicht muss man andere Wege gehen und man muss auch überlegen, ob die Kommune selbst baut oder sich einen Partner sucht.“ Zuletzt klang die Volkshochschule nicht sonderlich optimistisch, dass sich bezüglich Neubau etwas tut. Haben Sie noch Hoffnung? Gruchmann: „Oh ja, die ist sehr groß, weil dieses Projekt sehr wichtig ist. In so einem Gebäude sollen nicht nur die VHS oder das Familienzentrum eine Heimat bekommen, sondern alle sozialen Einrichtungen. Viele Beratungsangebote sollen sich in so einem Gebäude wiederfinden. Und wenn wir das am Standort Telschowstraße realisieren, dann bewirkt das auch eine weitere Belebung der Innenstadt.“ Ist der Standort konkurrenzlos oder gibt es andere Optionen? Gruchmann: „Das ist einfach der perfekte Standort. Eine VHS und ein Familienzentrum gehören in die Stadtmitte. Übrigens, ein Lichtblick für die Volkshochschule ist, dass die zuletzt im Altbau aus statischen Gründen gesperrten Räume laut Statiker jetzt bald wieder freigegeben werden können.“ Passiert da etwas in den nächsten sechs Jahren? Gruchmann: „Da sollte etwas passieren. Meine Zielsetzung ist, dass das neue VHS-Haus in drei Jahren steht.“ Was haben Sie sonst noch geplant für die Belebung der Innenstadt? Gruchmann: „Aktuell sind wir natürlich eingeschränkt und können keine Veranstaltungen organisieren. Wir haben jetzt einige Voraussetzungen für die von der Bürgerschaft gewünschte Verkehrsberuhigung geschaffen; wenn die Bürgerhaus-Baustelle fertig ist, fahren wir die Poller werktags ab 15 Uhr hoch. Den Spielplatz am Rathausplatz wollen wir unter anderem mit neuen Spielgeräten und größeren Bäumen aufwerten. Ansonsten wünsche ich mir, dass möglichst alle Gastronomiebetriebe und Geschäfte die Pandemie überleben. Hoffentlich bleibt die große Vielfalt bestehen.“ Kann die Stadt etwas tun für die Ansiedlung neuer Einzelhändler? Gruchmann: „Wir können nur gewerbliche Anfragen an die Ladenbesitzer weiterleiten. Mit der für viele Unternehmen magischen Kaufkraft-Grenze von 20.000 Einwohnern könnte Garching aber bald für größere Einzelhandelsketten interessanter werden. Stand heute haben wir 18.648 Einwohner mit Erstwohnsitz, aber mit unseren neuen Baugebieten gilt es als sicher, dass der nächste Stadtrat im Jahr 2026 mit über 20.000 Einwohnern auf 30 Mitglieder anwachsen wird.“ Die Stadt wächst auch durch das neue Wohngebiet Hochbrück. Wann ziehen dort die ersten Menschen ein? Gruchmann: „Hier sollen die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs noch vor dem Sommer vorgestellt werden.“ Und wie steht es um die Planung der Umgehungsstraße in Dietersheim, die Garching eine große Entlastung bringen könnte? Gruchmann: „Das ist in erster Linie eine Sache des Echinger Gemeinderates. Hier haben Eching, Garching und TUM aber bereits gemeinsam eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.“ Könnte es für diese neue Straße in den nächsten sechs Jahren schon den Spatenstich geben? Gruchmann: „Treibende Kraft ist die Gemeinde Eching, da wage ich keine Prognose.“ Was für eine Verkehrsentlastung würden Sie erwarten? Gruchmann: „Das wäre eine enorme Entlastung für uns, weil die Staatsstraße dann verlegt werden könnte auf unsere Umgehungsstraße bis zur B471. Unsere Ortsdurchfahrt wäre dann nur die an- gehängte Nebenstraße des Konstruktes. Damit wären dann die Voraussetzungen gegeben, die Ortsdurchfahrt zur Gemeindestraße herunterzustufen. Dann könnten wir innerstädtisch vieles selber planen und umsetzen. Die Planungshoheit bekommen wir aber erst mit der Rückstufung.“ Wie sieht es mit dem ursprünglichen Plan aus, die Umgehung Richtung München an Dirnismaning vorbei zu führen? Gruchmann: „Das ruht derzeit. Das Straßenbauamt Freising möchte allerdings die Kreuzungen der B471/St2350 knotenfrei umbauen. Wenn das der Fall ist, dann kann der Verkehr auch endlich Richtung Ismaning abfließen.“ Geben Sie dann Ihre Zustimmung zum vierspurigen Ausbau der B471? Gruchmann: „Das wird natürlich Teil der Verhandlungen sein. Momentan vertritt der Stadtrat einhellig die Meinung, dass die Bundesstraße zweispurig mit einer Busspur ausreichen würde. Wenn vier Fahrstreifen aber Bedingung des Straßenbauamtes sind, müssen wir noch einmal verhandeln.“ Kann eine vierspurige B471 so auch durch Hochbrück führen? Gruchmann: „Das sehe ich nicht als möglich an, da sehe ich nicht den Platz dafür. Da machen sich die Behörden etwas vor.“ Können die beiden Nebenstraßen nicht weggeplant werden? Gruchmann: „Nein. Das sind die Haupterschließungen der dort angrenzenden Grundstücke. Von hinten sind die nicht erschlossen.“ Dann hätte man am Business Campus ein Nadelöhr. Gruchmann: „Es gibt ein Signal dafür, dass das Staatliche Bauamt auch nicht wirklich daran glaubt: Dieses Jahr im Sommer wird die B471 zwischen dem Business Campus und der Kreuzung B13 komplett neu asphaltiert. Man macht keinen neuen Belag auf die Straße, wenn man zeitgleich und zeitnah an den vierspurigen Ausbau glaubt.“ Abschließend darf uns der alte und neue Bürgermeister seine Wünsche für die nächsten sechs Jahre sagen… Gruchmann: „Ich wünsche mir einen Stadtrat, der kooperativ, strukturiert und sachlich die für Garching wichtigen Themen voranbringt.“ Glauben Sie daran? Gruchmann: „Ja. Ich habe wie vor der Wahl versprochen mit allen Fraktionen gesprochen und deren wichtige Themen abgeklopft – es gibt viele Übereinstimmungen! Und ich werde auch die kommenden sechs Jahre immer versuchen, alle Fraktionen mit ihren Wünschen in die Beschlüsse miteinzubeziehen.“ Vielen Dank für das Gespräch. vorheriger Artikel Übersicht nächster Artikel
Mai 2020 „Garching ist gut aufgestellt und sollte an sinnvollen Projekten festhalten“ Interview mit Bürgermeister Dietmar Gruchmann über seine zweite Amtszeit Er hat es geschafft. Dietmar Gruchmann wurde 2014 Bürgermeister und bleibt nun Rathauschef bis 2026. Das nahm der Stadtspiegel zum Anlass für das große Interview über die zweite Amtszeit. Unser traditionelles Bürgermeister-Gespräch zum Jahresanfang kommt diesmal also mit Verspätung, weil der Stadtspiegel-Verlag in der heißen Phase des Wahl-kampfes neutral bleiben wollte. Herr Gruchmann, vor sechs Jahren warteten Sie voller Vorfreude auf Ihre ersten Amtshandlungen. Nun wissen Sie, was Sie erwartet. Was hat sich da geändert? Gruchmann: „Ich wäre froh, wenn ich jetzt das normale Tagesgeschäft hätte. Im Moment bestimmt Corona den Alltag. Das hält mich leider von vielen Alltagsentscheidungen ab.“ Aber Sie haben in den vergangenen sechs Jahren auch schon gelernt, dass das Amt des Bürgermeisters nicht jeden Tag vergnügungssteuerpflichtig ist. Gruchmann: „Das stimmt. Der angedachte Terminkalender für den Tag wird eher selten so ein-gehalten. Da funken immer wie-der Aktualitäten dazwischen, aber das ist auch das Schöne und Abwechslungsreiche an dem Amt: Ich kann etwas bewegen und vieles macht auch Freude.“ Mit welcher Freude gehen Sie nun die nächsten sechs Jahre an? Gruchmann: „Es freut mich, dass ich nun viele angestoßene und begonnene Projekte ab-schließen kann. Ich denke da nur an die Never Ending Story Kommunikationszone. Da zeichnet sich jetzt aber ab, dass alle Beteiligten einverstanden sind und bald die Bagger fahren werden. Fast alle beteiligten Investoren befürworten jetzt die flächendeckende Versorgung mit der Geothermie, was für unsere Umweltbilanz sehr positiv ist und wodurch die EWG noch wirtschaftlichere Technik einsetzen kann. Wir hoffen auch, dass bei den Bayernwerken der schon lange versprochene Rückbau des Umspannwerkes heuer noch umgesetzt wird.“ Woran hakt das? Gruchmann: „Ich weiß es auch nicht so ganz. Das ist ein großes Unternehmen und da können Entscheidungen manchmal länger dauern.“ Wie sieht die Kommunikationszone in fünfeinhalb Jahren vor dem nächsten Wahlkampf aus? Gruchmann: „Da sollte die Grundschule Nord schon stehen und von Kindern bevölkert sein. Das Projekt müssen wir noch vor der Sommerpause auf den Weg bringen. Der erste Bauabschnitt soll 2021 starten.“ Stichwort Schule: Das Gymnasium war einst ein Zweckverband mit Ismaning und Unterföhring. Jetzt gehört es Garching alleine. Ist das ein Risiko für die Stadt? Gruchmann: „Das Gymnasium mit Schülern zu füllen, ist über-haupt kein Problem. Die Hälfte der Schüler sind jetzt schon Garchinger. Um es nach dem Abgang der verbliebenen Ismaninger und Unterföhringer Jahrgänge voll zu bekommen, müssen wir es nur etwas mehr nach München öffnen. Man kann aber davon ausgehen, dass die Übertritte der Garchinger Schüler ins Gymnasium weiter steigen werden. Außerdem könnten sich gerade jetzt zu Corona-Zeiten die Klassenstärken verändern, um Sicherheitsabstände einhalten zu können. Da ist Raum innerhalb des Schulgebäudes nicht verkehrt.“ Aber Raum kostet Geld und das muss sich die Stadt Garching leisten können. Gruchmann: „Das ist ja jetzt eine neue Schule, in der erst einmal nicht mehr große Investitionen notwendig sind. Den laufenden Betrieb kann die Stadt schon schultern. Nur sollte das Darlehen die nächsten fünf Jahre zurückbezahlt werden.“ Sie meinen die 20 Millionen der Gemeinde Unterföhring? Gruchmann: „Genau. Eigentlich wollten wir das recht zügig abbezahlen, aber jetzt müssen wir diesen Sommer abwarten. Wir haben ja auch schon einige Steuer-Einnahmeausfälle angezeigt bekommen.“ Macht Ihnen finanziell die aktuelle Situation Sorgen? Gruchmann: „Das ist sicherlich eine Herausforderung, aber keine existenzielle Sorge, denn Garching ist sehr gut aufgestellt. Auch wenn die Global Players erst einmal vorsichtig sind, denke ich doch, das wird im kommenden Jahr wieder kompensiert. Ein Erfahrungswert der letzten Krisen ist ein Einnahmeneinbruch um die 25 Prozent. Aber die Staatsregierung hat auch angekündigt, dass man Kreditaufnahmen großzügiger genehmigen wird. Wir müssen nicht alles auf Null herunter- fahren. Bürgermeisterkollegen haben schon mit Haushaltssperren reagiert. Das mache ich nicht. Vielmehr ist die öffentliche Hand in meinen Augen gerade dann gefordert, wenn es der Privatwirtschaft schlecht geht.“ Finanziell hat sich Garching die letzten Jahre gut entwickelt. Gruchmann: „Das war wirklich erfreulich. Auch die Ansiedlung der Deutschen Pfandbriefbank im Business Campus zeigt positive Tendenzen.“ Auf Dauer sollten die Einnahmen also weiter steigen? Gruchmann: „Ja. Im letzten halben Jahr haben wir die Ansiedlung von Unternehmen wie SAP oder Siemens am Forschungscampus möglich gemacht.“ Zahlen solche Unternehmen für ihre Niederlassungen in Garching denn Gewerbesteuer? Gruchmann: „Prognostiziert war das. Siemens beispielsweise möchte noch andere Bereiche hierher holen. Wir sollten positiv in die Zukunft schauen, denn Garching ist mit seinem breiten Branchenmix gut aufgestellt und sollte an sinnvollen Projekten festhalten. Ich denke da an den Ausbau der Ganztagesbetreuung an der Grundschule West. Derzeit wird spekuliert, dass die Staatsregierung die Ganztagsschule ab 2025 verpflichtend einführt. Wir sollten daher auch hier vorausschauend handeln.“ Die Feuerwehr hat auch lange genug auf den Neubau gewartet. Gruchmann: „Es bleibt dabei, dass wir das Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen 2023 im neuen Gebäude feiern wollen. Natürlich schauen wir noch einmal über die Planung drüber, ob manche Extrawünsche sofort umgesetzt werden müssen. Dieses Jahr soll aber der Spatenstich erfolgen.“ Ist damit der finanzielle Spielraum dahin und sind weitere Projekte nicht möglich? Gruchmann: „Vielleicht muss man andere Wege gehen und man muss auch überlegen, ob die Kommune selbst baut oder sich einen Partner sucht.“ Zuletzt klang die Volkshochschule nicht sonderlich optimistisch, dass sich bezüglich Neubau etwas tut. Haben Sie noch Hoffnung? Gruchmann: „Oh ja, die ist sehr groß, weil dieses Projekt sehr wichtig ist. In so einem Gebäude sollen nicht nur die VHS oder das Familienzentrum eine Heimat bekommen, sondern alle sozialen Einrichtungen. Viele Beratungsangebote sollen sich in so einem Gebäude wiederfinden. Und wenn wir das am Standort Telschowstraße realisieren, dann bewirkt das auch eine weitere Belebung der Innenstadt.“ Ist der Standort konkurrenzlos oder gibt es andere Optionen? Gruchmann: „Das ist einfach der perfekte Standort. Eine VHS und ein Familienzentrum gehören in die Stadtmitte. Übrigens, ein Lichtblick für die Volkshochschule ist, dass die zuletzt im Altbau aus statischen Gründen gesperrten Räume laut Statiker jetzt bald wieder freigegeben werden können.“ Passiert da etwas in den nächsten sechs Jahren? Gruchmann: „Da sollte etwas passieren. Meine Zielsetzung ist, dass das neue VHS-Haus in drei Jahren steht.“ Was haben Sie sonst noch geplant für die Belebung der Innenstadt? Gruchmann: „Aktuell sind wir natürlich eingeschränkt und können keine Veranstaltungen organisieren. Wir haben jetzt einige Voraussetzungen für die von der Bürgerschaft gewünschte Verkehrsberuhigung geschaffen; wenn die Bürgerhaus-Baustelle fertig ist, fahren wir die Poller werktags ab 15 Uhr hoch. Den Spielplatz am Rathausplatz wollen wir unter anderem mit neuen Spielgeräten und größeren Bäumen aufwerten. Ansonsten wünsche ich mir, dass möglichst alle Gastronomiebetriebe und Geschäfte die Pandemie überleben. Hoffentlich bleibt die große Vielfalt bestehen.“ Kann die Stadt etwas tun für die Ansiedlung neuer Einzelhändler? Gruchmann: „Wir können nur gewerbliche Anfragen an die Ladenbesitzer weiterleiten. Mit der für viele Unternehmen magischen Kaufkraft-Grenze von 20.000 Einwohnern könnte Garching aber bald für größere Einzelhandelsketten interessanter werden. Stand heute haben wir 18.648 Einwohner mit Erstwohnsitz, aber mit unseren neuen Baugebieten gilt es als sicher, dass der nächste Stadtrat im Jahr 2026 mit über 20.000 Einwohnern auf 30 Mitglieder anwachsen wird.“ Die Stadt wächst auch durch das neue Wohngebiet Hochbrück. Wann ziehen dort die ersten Menschen ein? Gruchmann: „Hier sollen die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs noch vor dem Sommer vorgestellt werden.“ Und wie steht es um die Planung der Umgehungsstraße in Dietersheim, die Garching eine große Entlastung bringen könnte? Gruchmann: „Das ist in erster Linie eine Sache des Echinger Gemeinderates. Hier haben Eching, Garching und TUM aber bereits gemeinsam eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.“ Könnte es für diese neue Straße in den nächsten sechs Jahren schon den Spatenstich geben? Gruchmann: „Treibende Kraft ist die Gemeinde Eching, da wage ich keine Prognose.“ Was für eine Verkehrsentlastung würden Sie erwarten? Gruchmann: „Das wäre eine enorme Entlastung für uns, weil die Staatsstraße dann verlegt werden könnte auf unsere Umgehungsstraße bis zur B471. Unsere Ortsdurchfahrt wäre dann nur die an- gehängte Nebenstraße des Konstruktes. Damit wären dann die Voraussetzungen gegeben, die Ortsdurchfahrt zur Gemeindestraße herunterzustufen. Dann könnten wir innerstädtisch vieles selber planen und umsetzen. Die Planungshoheit bekommen wir aber erst mit der Rückstufung.“ Wie sieht es mit dem ursprünglichen Plan aus, die Umgehung Richtung München an Dirnismaning vorbei zu führen? Gruchmann: „Das ruht derzeit. Das Straßenbauamt Freising möchte allerdings die Kreuzungen der B471/St2350 knotenfrei umbauen. Wenn das der Fall ist, dann kann der Verkehr auch endlich Richtung Ismaning abfließen.“ Geben Sie dann Ihre Zustimmung zum vierspurigen Ausbau der B471? Gruchmann: „Das wird natürlich Teil der Verhandlungen sein. Momentan vertritt der Stadtrat einhellig die Meinung, dass die Bundesstraße zweispurig mit einer Busspur ausreichen würde. Wenn vier Fahrstreifen aber Bedingung des Straßenbauamtes sind, müssen wir noch einmal verhandeln.“ Kann eine vierspurige B471 so auch durch Hochbrück führen? Gruchmann: „Das sehe ich nicht als möglich an, da sehe ich nicht den Platz dafür. Da machen sich die Behörden etwas vor.“ Können die beiden Nebenstraßen nicht weggeplant werden? Gruchmann: „Nein. Das sind die Haupterschließungen der dort angrenzenden Grundstücke. Von hinten sind die nicht erschlossen.“ Dann hätte man am Business Campus ein Nadelöhr. Gruchmann: „Es gibt ein Signal dafür, dass das Staatliche Bauamt auch nicht wirklich daran glaubt: Dieses Jahr im Sommer wird die B471 zwischen dem Business Campus und der Kreuzung B13 komplett neu asphaltiert. Man macht keinen neuen Belag auf die Straße, wenn man zeitgleich und zeitnah an den vierspurigen Ausbau glaubt.“ Abschließend darf uns der alte und neue Bürgermeister seine Wünsche für die nächsten sechs Jahre sagen… Gruchmann: „Ich wünsche mir einen Stadtrat, der kooperativ, strukturiert und sachlich die für Garching wichtigen Themen voranbringt.“ Glauben Sie daran? Gruchmann: „Ja. Ich habe wie vor der Wahl versprochen mit allen Fraktionen gesprochen und deren wichtige Themen abgeklopft – es gibt viele Übereinstimmungen! Und ich werde auch die kommenden sechs Jahre immer versuchen, alle Fraktionen mit ihren Wünschen in die Beschlüsse miteinzubeziehen.“ Vielen Dank für das Gespräch. vorheriger Artikel Übersicht nächster Artikel