10. Januar 2016

„Ich empfinde ein deutlich gesteigertes Wir-Gefühl“

 

Bürgermeister Gruchmann am Schreibtisch

Bürgermeister Dietmar Gruchmann im großen Stadtspiegel-Interview

Das Stadtspiegel-Redaktionsteam, bestehend aus Gabi Cygan und Nico Bauer, nahm den Jahreswechsel mit Ende des Garchinger Festjahres zum Anlass, sich mit Bürgermeister Dietmar Gruchmann über die anstehenden Projekte und Zukunftsziele zu unterhalten.
Schnell wurde dabei klar, dass es in dieser Stadt nie langweilig wird.

 

Herr Gruchmann, 2015 war Ihr erstes volles Jahr mit 365 Tagen als Bürgermeister. Wie viele Stunden haben Sie gearbeitet?
Gruchmann: „Das kann ich nicht beziffern. Ich weiß nur, dass ich sehr oft als Letzter das Rathaus zugesperrt habe. Draußen war es stockfinster und dem Reinigungsteam habe ich auch noch eine gute Nacht gewünscht. Die zeitlichen Anforderungen sind immens. Wir haben viele verschiedene Sitzungen. Zudem darf ich viele Grußworte bei Vereinen sprechen, gehe zum Gemeindetag, Städtetag, der Nordallianz, dem Heideflächenverein undundund. Ich könnte jeden Tag dreifach mit Terminen bestücken.“

So ganz nebenbei gab es 2015 auch noch die 1100-Jahrfeier…
Gruchmann: „Da möchte ich voranstellen, dass es dieses Jahr viele erfreuliche, unvergessliche Erlebnisse gab. Diese Begegnungen mit den Menschen möchte ich nicht missen. Bei über 70 Vereinsveranstaltungen und einigen Jubiläumsfeierlichkeiten kann sich jeder den Zeitaufwand selbst ausrechnen. Besonders möchte ich meinem Bürgermeisterbüro und allen Abteilungen aus dem Rathaus danken, weil sie sich über das Normale hinaus eingesetzt haben. Da sind etliche Überstunden angelaufen, die 2016 abgefeiert werden. Das Jubiläumsjahr war zu 100 Prozent erfreulich.“

Ist die Stadt durch die vielen Veranstaltungen zusammengewachsen?
Gruchmann: „Ja, definitiv. Ich empfinde ein deutlich gesteigertes Wir-Gefühl in Garching. Das zeigt sich derzeit auch bei dem Flüchtlingsthema, wo sich viele Menschen einbringen und helfen wollen.“

Ein bisschen Politik wurde aber auch gemacht. Wie war denn da 2015 aus Ihrer Sicht?
Gruchmann: „Es gibt viele Projekte, die weiterentwickelt wurden. Herausragend ist der Zehn-Minuten-Takt der U-Bahn, der in den Abend hinein verlängert wurde mit der Perspektive, dass der Fünf-Minuten-Takt kommt.“

Der Wirtschaftsstandort wurde die vergangenen Jahre gestärkt. Aber finanziell wird es eng. Warum?
Gruchmann: „2016 liegt das konkret an einer Erhöhung der Kreisumlage. Da müssen wir ein paar Millionen mehr abliefern. Wir spüren auch noch Jahre zurückliegende Investitionen wie den Bau der U-Bahn, den Neubau des Gymnasiums, Generalsanierungen von Mittelschule und Grundschule West. Die Pflichtaufgaben der Kommunen werden auch immer mehr. Wir bauen jetzt ein Kinderhaus für 6,7 Millionen Euro. Vor ein paar Jahren war so eine Zahl nicht vorstellbar. Das Bürgerhaus wollen wir auch noch generalsanieren. Das Geothermieprojekt spielt auch mit rein.“

Können wir Garchinger irgendwann genauso entspannt in die Zukunft sehen wie unsere wohlhabenden Nachbarn Unterschleißheim, Ismaning oder Unterföhring?
Gruchmann: „Wir arbeiten daran. Der Business Campus entwickelt sich prächtig. Das Gewerbegebiet wird schrittweise nachverdichtet und die Infrastruktur verbessert. Wir jammern auf sehr, sehr hohem Niveau. Viele bayerische Kommunen wären neidisch auf unsere Einnahmen. Wir leisten uns aber auch viele freiwillige Leistungen.“

Wie muss sich die Stadt weiterentwickeln?
Gruchmann: „Wir müssen Flächen für weiteren Wohnungsbau schaffen. Wenn wir 10.000 Wohnungen bauen, kriegen wir die auch vermietet oder verkauft. Garching braucht aber ein gesundes Wachstum und eine mitkommende Infrastruktur. Wir brauchen Wohnraum für die jungen Garchinger, die hier bleiben wollen. Wir arbeiten an Wohnungen, bei denen wir das Belegungsrecht haben.“

Was sind Ihre Ziele für 2016?
Gruchmann: „Die Großprojekte sind das Kinderhaus und die Generalsanierung des Bürgerhauses. Wir müssen auch die Unterbringung der Flüchtlinge stemmen und dann auch den anerkannten Flüchtlingen Wohnraum bieten. Wir wollen die Bauleitverfahren für die Kommunikationszone und für Hochbrück vorantreiben. In der Kommunikationszone können künftig bis zu 3000 Menschen leben und in Hochbrück bis zu 1000. Weiter stehen die Planungen an für das neue Feuerwehrhaus, die Volkshochschule oder den Bau- und Wertstoffhof. Bei allen drei Projekten sind wir schnell bei zehn bis 20 Millionen Euro Kosten. Das wird schwierig, zumal Ismaning aus dem Zweckverband des Gymnasiums austreten will und wir dann den Ismaninger Anteil mit übernehmen sollen.“

Was wünschen Sie sich ganz persönlich für 2016?
Gruchmann: „Zufriedene Bürger und einen sachlich kooperativen Stadtrat.“

Vielen Dank für dieses Gespräch.
Gabi Cygan und Nico Bauer