10. Januar 2017

„Ich verspreche mir einen kleinen Quantensprung bei der Gewerbesteuer“

 

Bürgermeister Gruchmann

Großes Stadtspiegel-Gespräch mit Bürgermeister Dietmar Gruchmann

Wir blickten zurück auf 2016 und nach vorne auf 2017. Der Stadtspiegel befragte den Garchinger Bürgermeister Dietmar Gruchmann über seine persönliche Jahresbilanz, seine Ziele für die nächsten zwölf Monate und seine Wünsche an den Stadtrat.

 

Herr Gruchmann, wie fällt Ihr Resümee 2016 aus?
Gruchmann: „Definitiv positiv.“

Was hat sich getan?
Gruchmann: „Wir haben wieder alles ein Stück weiter gebracht. Zahlreiche Projekte sind in der Umsetzung oder der Vollendung. Auf manche hat man lange gewartet wie etwa den Fußballplatz in Hochbrück oder das neue Areal der Baseballer.“

10 Jahre U-Bahn war das Highlight aus städtischer Sicht?
Gruchmann: „Wir haben zwar nicht so viel feiern können wie 2015 bei der 1100-Jahrfeier, aber auch das war ein sehr schöner Anlass. Wir haben den passenden Rahmen gewählt, am Forschungscampus in Zusammenarbeit mit der TU München zu feiern. Nächstes Jahr gehen uns dann die Gründe zum Feiern auch nicht aus – 60 Jahre Forschungsreaktor und 50 Jahre Stadtwappen. Ich hoffe, dass wir zu den Feiern 2017 wieder ein Festzelt hinbekommen.“

 

Am Forschungscampus wird 2017 viel gefeiert, von 60 Jahre Atom-Ei bis zum Start der neuen Mitte Galileo Ende des Jahres. Was verändert sich dadurch für die Stadt Garching?
Gruchmann: „Die Stadt wird sich nicht verändern. Das sind Bereicherungen für den Forschungscampus. Da entsteht ein lebendiges Zentrum über das Lernen und Lehren hinaus. Demnächst ist die räumliche Infrastruktur dafür vorhanden. Die Menschen können Dinge für den täglichen Gebrauch kaufen. Wissenschaftler aus dem Ausland können durch das Kongresszentrum länger hier verweilen. Der Hörsaal Audimax wird dann auch für andere Veranstaltungen wie Konzerte zur Verfügung stehen. Nicht zu vergessen wird das Garchinger Bier Campusbräu zusätzlich zum Augustiner eine weitere Bereicherung des städtischen Lebens.“

Die Universitätsstadt wird also auch eine Bierstadt. Wann bekommt die dann wieder ein funktionierendes Bürgerhaus?
Gruchmann: „Da sind die Ausschreibungen jetzt heraus und wir hoffen auf Angebote. Wir fangen mit dem Äußeren des Bürgerhauses an und arbeiten uns dann schrittweise nach innen. 2017 werden wir aber nicht ganz fertig mit allen Arbeiten, die wir uns vorgenommen haben. So steht beispielsweise der Lesegarten der Bücherei auf dem Dach des Bürgerhauses. Für die Dachsanierung muss der Lesegarten komplett abgebaut und dann wieder darauf gebaut werden. Das ist schon mit einem enormen Aufwand verbunden, der viel Zeit kostet. Der Stadtrat muss dann noch seine Hausaufgaben machen und überlegen, was mit den Räumlichkeiten des bisherigen Restaurants geschehen soll. Hier hängt vieles davon ab, was wir für Bewerbungen bekommen.“

Wohin geht die Tendenz?
Gruchmann: „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ein Restaurant wohl nicht funktionieren wird. Das Image des Lokals ist kein gutes und das zu korrigieren, dauert auch mit einem guten Wirt jahrelang. Da braucht ein Gastronom schon einen langen Atem. Nachdem der Bedarf gutbürgerlicher Küche durch den Neuwirt und den Augustiner gedeckt ist, hat dort nur eine andere Art der Bewirtung eine Chance. Mein Wunsch wäre etwas Jüngeres und Modernes. Wir brauchen aber auch dementsprechende Bewerber. Wenn die nicht kommen, wäre es in meinen Augen sinnvoller, die Räumlichkeiten den Garchinger Vereinen und damit der Bürgerschaft zur Verfügung zu stellen. Diesen Bedarf gibt es ganz sicher. Drei weitere Vereinsräume würden sicher genutzt werden und das passt dann ja auch zu dem Namen Bürgerhaus.“

Kommen wir zu 2017.Was sind Ihre Ziele?
Gruchmann: „Vieles ist jetzt schon auf den Weg gebracht. Jetzt müssen wir bei der Kommunikationszone und in Hoch-brück im Bauleitverfahren vorankommen. Ich hoffe, dass wir die städtebaulichen Verträge mit den Grundstückseigentümern abschließen können und wir die Bebauungspläne in Gang setzen. Wohnraum zu schaffen ist für die Garchinger das drängendste Problem. Mit der Bürgerhaus-Sanierung und dem Raumkonzept der neuen Feuerwehr haben wir versprochene Dinge auf den Weg gebracht. Bei der Volkshochschule sind wir dagegen noch keinen Schritt weiter. Das werde ich 2017 anstoßen. Die Liegenschaftsabteilung führt bereits Gespräche mit potenziellen Investoren. Hier im Ortszentrum soll etwas Attraktives nach Möglichkeit mit einem Mehrgenerationenwohnen entstehen. Familienzentrum und Volkshochschule sollten über den Bau finanziert werden. Das ist nicht ganz einfach, aber da sollen dieses Jahr die Ausschreibungsunterlagen fertig werden.“

Ziele gibt es genug. Wie kommt Garching an die wirtschaftliche Schlagkraft der reichen Nachbarkommunen heran?
Gruchmann: „Wir kommen heran. Wir haben von Jahr zu Jahr positive Veränderungen bei der Gewerbesteuereinnahme. Unser Kämmerer freut sich über die Steigerungen. Gerade jetzt mit den jüngsten Stadtratsbeschlüssen für eine Geschossflächenmehrung im Business Campus haben wir weitere Chancen. Von den Mietinteressenten, von denen ich weiß und nicht sprechen darf, verspreche ich mir einen kleinen Quantensprung bei der Gewerbesteuer.“

Zahlen denn die in den vergangenen Jahren nach Garching gezogenen Unternehmen bereits Gewerbesteuer?
Gruchmann: „Die Einnahmen sind bemerkbar und das auch in erfreulichen Dimensionen.“

Der Bürgermeister wirkt zufrieden.
Gruchmann: „Ja, ich bin wirklich zufrieden. Bei manchen Dingen würde ich mir nur etwas mehr Vertrauen von meinem Stadtrat wünschen. Wir gehen hier doch keine Luftschlösserprojekte an. Der Bürgermeister hat so viel Verantwortungsbewusstsein, nur Dinge anzugehen, die auch finanzierbar sind.“

Was wünschen Sie sich 2017 vom Stadtrat? Wahrscheinlich eine konstruktivere und sachlichere Zusammenarbeit…
Gruchmann: „Genau das ist der Punkt. Mir wäre es wichtig, dass nicht immer alte, scheinbar offene Rechnungen beglichen werden sollen. Ich habe da etwa die Grünen im Auge, die sich bei ihrem Bürgerentscheid ungerecht behandelt gefühlt haben. Sie selbst aber haben handwerkliche Fehler bei den Fragestellungen und mit ihren Namen auf dem Schreiben beim Antrag gemacht. Damit haben sie sich das Rederecht im Stadtrat genommen. Ich durfte sie laut Gemeindeordnung doch gar nicht reden lassen.“

Ist bei einem friedlicheren Stadtrat in Garching nicht der Wunsch der Vater des Gedanken?
Gruchmann: „Mit sechs Fraktionen Einigkeit herzustellen, ist einfach ein Riesenspagat. Alle Parteien wollen und müssen sich profilieren. Insofern müssen sie auch andere Meinungen vertreten. Hoffentlich bleibt aber eine gewisse Kompromissbereitschaft weiter bestehen. Wir sollten im Interesse der Garchinger Bürger zu Entscheidungen besonders hinsichtlich der Baurechtsschaffung in der Kommunikationszone, der Befahrungsregelungen in der Fußgängerzone und der Generalsanierung des Bürgerhauses kommen. Es darf noch kein Stillstand vor der Kommunalwahl 2020 entstehen.“

Was wünscht sich der Garchinger Bürgermeister und Jungvater von Zwillingen persönlich?
Gruchmann: „Eine zufriedene Ehefrau (lacht). Sie trägt meine Arbeit mit und hat Verständnis dafür, dass ich fast jeden Abend weg bin. Hut ab davor, wie sie das schafft mit den Zwillingen.“

Vielen Dank für dieses Gespräch.
Gabi Cygan und Nico Bauer